Friebe sei mit euch

„Nackte Angst, zieh dich an, wir gehen aus.“

Jens Friebe: „Nackte Angst, zieh dich an, wir gehen aus“ (0:45), auf: Nackte Angst, zieh dich an, wir gehen aus (2014).

Es gibt Pop-Alben, die sind nicht zu fassen. Weil sich die Texte als poetische Perlenketten entpuppen, deren Schönheit man nur erahnen kann, schon sind sie einem wieder entglitten. Nun ist Jens Friebe nicht dafür bekannt, in Speed-Metal-, Battle-Rap- oder Shouter-Manier Textlawinen rauszuhauen – im Gegenteil entwickelt sich der Autor und Songwriter zunehmend zum Chansonier unter den Indie-Elektro-Poppern. Er nimmt sich die Zeit, die Eleganz braucht. Und doch verklingen die feinsten seiner Zeilen viel zu schnell. 

Auf seiner fünften Platte erreicht Friebes Kunst einen vorläufigen Höhepunkt, die Kunst, große Gefühle in kleine Worte zu veredeln. „Wir zahlen zusammen, wir gehen getrennt“ ist so ein Satz, ganz am Ende seiner jüngsten Songsammlung. Als gedankenfreudiger Sprachhinterfrager outet er sich gleich zu Beginn, wenn er singt: „Die einen treten auf der Stelle, die anderen sind die Stelle, auf der man tritt.“

Und dann ist da noch der Hammersatz schlechthin, der dem Wahl-Berliner aus Lüdenscheid, Jahrgang 1975, offenbar selbst so gut gefallen hat, dass er nicht nur den Song nach ihm benannt hat, sondern auch gleich das ganze Album. Ist aber auch ein unwiderstehliches Teil, mit dem er sich da schmückt: „Nackte Angst, zieh dich an, wir gehen aus.“ Und weiter: „Wir gehen hin, wo die Dinge verschwimmen / Wo das ewige Eis schmilzt im Drink.“ Cheers! Auf alle, die sich ihren Ängsten so anmutig stellen. Friebe sei mit euch!

Ein Kommentar

  1. Sabine Wolf

    Ich sah in eure Augen, ich sah in einen Abgrund, und als ihr zurücksaht, was habt ihr gesehn…..ICH HABE VIELE LIEBLINGSSÄTZE VON JENS FRIEBE.