Im Labyrinth des Lebens

„Bevor Mazer sich als Mazer neu erfinden sollte, war er Samson Mazer, und davor hieß er Samson Masur.“

Gabrielle Zevin: „Morgen, morgen und wieder morgen“. Eichborn, 2023.
(aus dem Amerikanischen von Sonia Bonné)

Es geht um das Erfinden in diesem fantasievollen Roman und darum, sich neu zu erfinden. Um das Erfinden von Computerspielewelten und der bestmöglichen Version seiner selbst, am bestmöglichen Platz in der realen Welt, für die es keinen Cheat-Modus gibt und auch keine Extra-Leben. All das ist schon im ersten Satz angelegt, der mit den Zeilen weitergeht: „Zwei geänderte Buchstaben würden ausreichen, um aus einem netten, vermeintlich jüdischen Jungen einen professionellen Weltenbauer zu machen. In der Highscore-Tabelle des Donkey-Kong-Automaten seines Großvaters tauchte er als S.A.M. auf, aber meistens war er einfach nur Sam.“

Die sich über mehrere Jahrzehnte ergießende Handlung beginnt in den Neunzigern an der Ostküste der USA, im Zentrum der Geschichte stehen Sam und Sadie (und später auch noch Marx). Computerspielverrückte Nerds, die irgendwo zwischen Liebe und Freundschaft ihr Spiel des Lebens spielen, stolpern, scheitern, triumphieren. Coming of Age, nostalgiegefärbt? Ja, ja, und noch viel mehr. Wie entstehen Ideen? Was inspiriert uns, was bremst uns aus? Und warum ist ein kreatives Leben auch dann das bessere, wenn Krankheit, Verlust, Eifersucht und der Tod dazwischenfunken? Gabrielle Zevin verhandelt beflügelnde Fragen; ihr Meisterwerk hat einen Sog, der es mit jedem Blockbuster-Game aufnehmen kann. Heldenreisen machen hier alle Figuren durch, da wird die im ersten Satz geschürte Erwartung voll eingelöst.