Der Fänger im ersten Satz

„Falls Sie wirklich meine Geschichte hören wollen, so möchten Sie wahrscheinlich vor allem wissen, wo ich geboren wurde und wie ich meine verflixte Kindheit verbrachte und was meine Eltern taten, bevor sie mit mir beschäftigt waren, und was es sonst noch an David-Copperfield-Zeug zu erzählen gäbe, aber ich habe keine Lust, das alles zu erzählen.“

J. D. Salinger: Der Fänger im Roggen (1951). Rowohlt, 1994.

J. D. Salinger, 1919 bis 2010, gab gerne Rätsel auf. Um seine Person, um sein Leben, um seine Figuren. So beginnt der Roman, der dem US-Amerikaner zu Weltruhm verhalf, ebenfalls mit vielen Fragen: Wer ist der freche Lümmel, der den Leser so dreist anquatscht, wem erzählt er seine Geschichte und warum bestimmte Sachen nicht? Fakt ist: Mit dem „Fänger im Rogger“ fängt Salinger alle ein. Die saloppe Stimme des Ich-Erzählers war nicht nur wegweisend für die spätere (Pop-)Literatur. Der auffällige Sprachduktus provozierte auch Kritik: Die Originalausgabe von 1951 soll 255 Mal den Ausdruck „goddam“ und 44 Mal „Fuck“ enthalten. Goddam!