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Lieblingsgäste (7): Elisabeth Dietz
In der Sammlung „Lieblingsgäste“ kommen die Besucher zu Wort und präsentieren ihre Lieblingssätze aus Literatur und Pop. Im siebten Teil stellt uns Elisabeth Dietz ihre persönlichen Inspirationsquellen vor. Die Autorin und Redakteurin mag es kafkaesk und hört gerne Tocotronic und The Cat Empire. Sie selbst skizziert sich so: „Ich vertiefe mich in Bücher, knicke ihre Ecken um, kippe Kaffee zwischen ihre Seiten und schreibe über sie.“
Werben ohne Verben
„Im Zweifel für den Zweifel, das Zaudern und den Zorn, im Zweifel für’s Zerreißen der eigenen Uniform.“
Tocotronic: „Im Zweifel für den Zweifel“(0:22), auf: Schall und Wahn (2010).
Schon wieder die Schlaubischlümpfe der Hamburger Schule. Lassen einmal mehr den Diskursheini raushängen. Mit Worten, die zwar komisch klingen, aber zu der Überlegung führen: Im Zweifel für den Zweifel, ob ein Satz unbedingt ein Verb braucht, um sich als Satz an den Türstehern des elitären Wortclubs vorbeizuschlängeln. Gerade das Werben für die eigene Überzeugung – und darum geht es hier – funktioniert ohne dahinschleichende Verben gar bestens. Aber zurück zu Tocotronic: textlich mal wieder 1a. Eins, setzen, Streber!
PS: Die Hamburger Schule hat Zuwachs bekommen. Vier Burschen aus Husum liefern gerade ein Debüt ab, das vor starken Sätzen nur so strotzt (demnächst mehr an dieser Stelle). Vierkanttretlager scheinen tatsächlich den Brückenschlag zu meistern zwischen Alter und Neuer Indie-Schlaubischlumpf-Schule. Im Zweifel für den Zwitter. Schluss, aus, raus!
Tocotronics schöne Lügen
„Pure Vernunft darf niemals siegen, wir brauchen dringend neue Lügen, die unsere Schönheit uns erhalten, uns aber tief im Inneren spalten.“
Tocotronic: „Pure Vernunft darf niemals siegen“ (2:31), auf Pure Vernunft darf niemals siegen, 2006.
Tocotronic, die Schlaubischlümpfe der Hamburger Schule. Lassen hier mal wieder mächtig den Diskursheini raushängen. Song und Text schaffen Spielraum für erwünschte Interpretationen und Intellektuellengedöns. Aber wie, zum Heraklit, soll das gehen, so ganz ohne Vernunft? Schon blöd. Aber schön. Und natürlich textlich 1a. Eins, setzen, Streber!