Kategorie: Fundstücke
Literarischer Gruppentanz
Gepflückt aus Lucy Fricke: „Durst ist schlimmer als Heimweh“ (2007).
Selbst schreiben
Gepflückt aus Wolfgang Herrndorf: „Stimmen“ (2018).
Schreiben übers Schreiben übers Schreiben
Gepflückt aus einem Notizbüchlein. Kein & Aber Verlag.
Viva Lass weg das
„Lebenskunst ist die Kunst des richtigen Weglassens.“
Coco Chanel, irgendwann
„Lass alles weg, was du nicht kannst – dann bist du gut.“
Martin Walser, 2018
„Als ich nach Las Vegas geflogen bin, ist mir aufgefallen, dass es so klingt wie der Imperativ: Lass weg, Haas!“
Wolf Haas, 2018
Im Wörterstrom
Aus: Alexander Kluge im Gespräch mit dem Süddeutsche Zeitung Magazin, November 2018.
Seelenkrümeliges
Aus: Sten Nadolnys „Das Glück des Zauberers“. Piper, 2017.
Wiegeschritte zur Erleuchtung
„Es war ein strahlender Tag zu Beginn des Frühlings, sanft wie ein Weidenkätzchen, alles taute und schmolz, und die Jungvermählten fuhren in einem großen Truthahn quer durchs Land.“
Tom Robbins: Salomes siebter Schleier. Rowohlt, 1992 (im Original „Skinny Legs And All“, 1990).
Es gibt mehr als sieben Gründe, Tom Robbins als Schreibgott zu verehren. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, muss man noch nicht einmal den alles verändernden Schleiertanz der Frau mit den Storchenbeinen erblickt haben, der in Robbins‘ fünftem Roman den einen oder anderen New Yorker der Erleuchtung ein paar Wiegeschritte näher bringt (wenn er oder sie nicht gerade vom Super Bowl-Spektakel abgelenkt wird). Seine Werke sind allzeit gut gelaunte, philosophisch besoffene, auf natürliche Art feministische, kindlich verspielte, rauschhaft kichernde, wortwitzig kreative, historisch ausufernde Geschichten-Purzelbäume über Liebe, Sex, Religion, Unsterblichkeit. Und wie das alles zusammenhängt. Vom Mikro- zum Makrokosmos, von einer Bohnendose zum Israel-Konflikt, von einer schmutzigen Socke zur universellen Gelassenheit – Robbins ist der grübelnde Clown im Lebenszirkus, ein idiot savant, das Grübchen im Gesicht der unbekannten Gottheit. Seine unerschöpfliche Freude an tollkühnen Metaphern, die sich schon mal über eine halbe Seite erstrecken, macht ihn zum Lehrmeister der Kreativitätstheorie, zum Floskelkiller des Immergleichen. Seine Ideen sind mitunter so verrückt, als stammten sie von bisexuellen Meistermusen auf LSD-Trip durch eine gewittrige Vollmondnacht. Weiterlesen
Küsse, so heiß wie Käsefondue
Aus: Tom Robbins „Tibetischer Pfirsichstrudel – Die wahre Geschichte eines fantastischen Lebens“. Rowohlt, 2017.
Unfassbare Satzlosigkeit
Aus: Martin Walser „Statt etwas oder Der letzte Rank“. Rowohlt, 2017.
Ersatzteillager für Pointenmotoren
Aus der Süddeutschen Zeitung vom 3.2.2017: Michael Zirnstein über Willy Astor.