Geschüttelt, nicht gerührt

„When you take me in your arms and talk romance, my heart starts doin‘ that Saint Vitus dance.“

Jack White: „I’m Shakin'“ (0:41), auf: Blunderbuss (2012).

Die einen machen es sich leicht. Sie schreiben und singen von klopfenden wahlweise pochenden Herzen, um den Rausch des Verliebtseins in Worte zu fassen. Andere hüpfen neue Wege. Sie schreiben und singen von Herzen, die geschüttelt werden wie Tänzer, die sich zu Ehren des Heiligen Vitus ins Zeug legen und den Saint-Vitus-Dance zelebrieren. Die einen sind Alltagspoeten, von denen es leider viel zu viele gibt; andere lassen Buchstaben tanzen und zaubern mit der Kraft des Besonderen.

Zu letzteren gehört Jack White, Jahrgang 1975. Den meisten ist der Detroiter als stimmgewaltige männliche Hälfte der White Stripes bekannt. Inzwischen schickt er sich alleine an, dem simplen Blues neue Facetten abzugewinnen. Mit Erfolg. Der Motor seines Schaffens ist Leidenschaft. Die treibt ihn an, das Pure zu destillieren und frisch zu vertonen. Und die ist es auch, die ihn als Texter außergewöhnlich macht. Weil er sich nicht mit dem Erstbesten begnügt. Eine Tugend, die sich Schreiber aller Genres zu Herzen nehmen sollten: Tanzt den Saint-Vitus-Dance, ihr Autoren, und schüttelt euch Originelles aus den Fingern.

PS: Dass es sich im konkreten Fall um eine Coverversion handelt, sollte freilich nicht verschwiegen werden. So geht der Song ursprünglich auf Rudolph Toombs (gestorben 1962) zurück, der „I’m Shakin'“ für den R’n’B-Sänger Little Willie John geschrieben hatte.

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