Moll für Milliarden

„Leicht war es nicht, sechs Milliarden gebrochene Herzen auf einmal zu flicken, doch ich schaffte es.“

Joey Goebel: „Freaks“. Diogenes, 2007
(aus dem Amerikanischen von Hans M. Herzog)

Joey Goebel liebt das Spiel mit ersten Sätzen. In seinem Kurzroman über fünf Außenseiter, die sich in einem amerikanischen Kaff zur „Power-Pop-New-Wave-Heavy-Metal-Punk-Rock-Band“ vereinen, um gemeinsam grandios zu scheitern, treibt er das Spiel auf die Spitze. Denn der Köder, den der US-Meister der abseitgen Tragikomödie hier auslegt, ist so fulminant wie trickreich.

Fulminant, weil wohl ausnahmslos jeder wissen will, wie es dem Ich-Erzähler gelungen ist, nahezu die gesamte Menschheit zu erlösen. Trickreich, weil schon im zweiten Satz die Ernüchterung folgt: „So lautet die erste Zeile des Buches, das ich eines Tages schreiben werde.“ Wer Goebel kennt, ahnt, dass sein Protagonist (einer von fünf, er heißt Luster) eher mit einer draufgängerischen 72-Jährigen in den Sonnenuntergang des Lebens galoppiert, als einen weltverändernden Song zu schreiben. Andererseits: Nichts ist unmöglich bei einem Autor, der in „Freaks“ schnell und aus zahlreichen Perspektiven erzählt und dabei kurz sogar Gott zu Wort kommen lässt (oder einen seiner Mitarbeiter).

Wäre dieses Buch ein Song, es wäre ein Welthit in Moll, einer, der weder im Radio, noch im Fernsehen, noch im Netz oder sonstwo läuft.