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Multiple Höhepunkte
„Wie langweilig, denkt Edith in ihrer Hochzeitsnacht. So was stellt man sich doch ganz anders vor.“
Yvonne Hergane: „Die Chamäleondamen“. MaroVerlag, 2020
Erste Sätze sind wie Hochzeitsnächte. Die Erwartungen sind riesig, oft werden diese nicht erfüllt, aufgeben kommt nicht in Frage, zumindest nicht sofort, da will man gerne noch die darauffolgenden probieren, also Nächte und Sätze. Manchmal aber sind sie das Gegenteil von langweilig, da genießt man jede Silbe. Da wünscht man sich Kinder, mehr davon, im Gesicht ein entrücktes Grinsen. Von einem Höhepunkt zum nächsten, literarisch selbstverständlich, bringt einen Yvonne Hergane in ihrem Debütroman „Die Chamäleondamen“.
Ohnemusenküsse
„Wir saßen draußen auf den Feldern in der Sonne wie zwei Spatzen oben auf einer Telefonleitung, durch die nur angenehme Gespräche laufen.“
Günter Ohnemus: „Oh, But California“ in „Die letzten großen Ferien“. Maro, 1993
Die Spatzen sollten es längst von den Telefonleitungen pfeifen: Bei der hübschen Indiebookchallenge geht es darum, in jeder Woche des Jahres ein Buch aus einem unabhängigen Verlag zu lesen. Als ich gefragt wurde, die Patenschaft für eine Woche zu übernehmen, zögerte ich keine Sekunde, schlichtweg, weil ich ein großes Herz für die Kleinen habe. Mein Motto für die Woche von 4. August 2018 an lautet: „Lies ein Buch mit einer Illustration auf dem Umschlag.“ Et voilà, meine Empfehlung ist die Kurzgeschichtensammlung „Die letzten großen Ferien“ (Maro, 1993) von Günter Ohnemus.