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Lieblingsbücher 2021
Subjektiv. Unvollständig. Ehrlich. Hier die persönliche Top Ten meiner Lieblingsbücher, die ich 2021 gelesen habe. Einige Autorinnen und Autoren sind bereits im Museum der schönen Sätze vertreten, andere werden folgen. Lesenswert sind sie alle. Sätze wie Bücher.
Alles kracht zusammen
„Also, es fängt damit an, daß ich bei Fisch-Gosch in List auf Sylt stehe und ein Jever aus der Flasche trinke.“
Christian Kracht: Faserland (1995). Goldmann, 1997.
Christian Kracht, Jahrgang 1966, gilt als Vorreiter der Popwelle in der deutschen Literatur. Er selbst lehnt den Begriff ab, spricht stattdessen von „Light Entertainment“. Populär wurde sein Debütroman allemal: Heute zählt „Faserland“ zu den bekanntesten deutschsprachigen literarischen Texte der Neunziger. Die sinnfreie Reise des namenlosen Schnösels von Nord- nach Süddeutschland erhebt die Leere zur Kunstform, als Spiegelbild einer teilnahmslosen Jugend, deren Dekadenz zum Himmel stinkt. Dreist auch der erste Satz: Da steht also ein Mann an der nördlichsten Fischbude Deutschlands und kippt sich ein Bier hinter die Binde. Das allein wäre so bemerkenswert wie die Ankündigung, dass auf Ebbe garantiert Flut komme, wenn sich in den Worten nicht ebenjene Hoffnungslosigkeit und Belanglosigkeit einer ganzen Generation widerspiegeln würde. Ein Gesellschaftsroman über das Verschwinden. Von allem. Auch das scharfe S im ersten Satz ist inzwischen aus den Büchern verschwunden.