Im Anfang das Ende, im Ende ein Anfang
„Ich kenne den Tod schon lange, doch jetzt kennt der Tod auch mich.“
Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit. Diogenes, 2016.
Im ersten Satz zweimal vom Ende zu schreiben, vom Ende aller Enden noch dazu, kommt einem Befehl zum Weiterlesen gleich. Hier bewegt sich einer in einer Zwischenwelt, dem Tod so nah, zu jeder Zeit. Und doch am Leben, immer noch. Wer ist dieser Mann, der einen Motorradunfall gerade so überlebt hat und nun zurückblickt bis zur Kindheit, dem Moment, als er zur Waise wurde? „Vom Ende der Einsamkeit“ heißt der Roman, ein Drama voller Schwere, erstaunlich leichtfüßig erzählt. So melancholisch und traurig und doch voller Hoffnung.
Benedict Wells wagt sich in seinem vierten, ihm persönlich wichtigsten Werk an die ernstesten Themen, die es gibt: Wie verändert der Tod einen jungen Menschen? Wie viel Schicksalsschläge kann eine Seele ertragen? Wie geht man mit dem Schlimmsten um, wie kommt man mit dem Sterben klar? Die groß angelegte Geschichte, die 35 Jahre umspannt, drei Geschwister und die wahre Liebe vereint, entfaltet ihre ganze Wucht und Tiefe erst peu à peu, im Lauf der Zeit. Aber am Ende, wenn Alzheimer, Krebs und Unfälle überstanden sind, wenn das Selbst des Erzählers gebrochen wurde, um Selbst zu werden, wenn er sich als Architekt seiner Existenz akzeptiert, dann ist das gar nicht das Ende. Dieses Ende ist ein waldlichtungsheller Anfang. Der letzte Satz: „Ich bin bereit.“