Viva Wurschtigkeit

„Es gibt ja diesen Fall von diesem, äh, amerikanischen Dramatiker, Henry Miller, oder Arthur Miller, der mit Marilyn Monroe verheiratet war und danach nicht mehr schreiben konnte.“

Joachim Lottmann: Happy End. Haffmans & Tolkemitt, 2015.

Es gibt ja diesen Stil von diesem, äh, nicht mehr ganz so jungen Popliteraten, Jochen Lottmann, oder Joachim Lottmann, der mit Endlich Kokain seinen späten Durchbruch hatte und danach völlig abdrehte. Oder, nein, der die schönste Frau des Landes heiratete, mit dem Wolfgang-Koeppen-Preis ausgezeichnet wurde, und das alles war so toll, dass er nie mehr schreiben konnte. Nicht mehr schreiben können ist eine feine Sache, man kann dann tippen, was man will, ich probiere das gerade aus. Der Lottmann macht das auch, weshalb sein neuer Roman, der keiner ist, eine herrliche Frechheit geworden ist. „Happy End“ ist eine Abrechnung mit dem Literaturbetrieb, mit den literarischen Formen sowieso. Man könnte sagen: Der Aufsatz zeigt Lottmann auf dem Höhepunkt seiner Wurschtigkeit.

Oh, ich sehe gerade, dass es gleich 18 Uhr ist und dann kommt Jörg Pilawa. Sein „Quizduell“ läuft jeden Werktag in der ARD, und das muss ich sehen. Also bis gleich.

So, danke schön. Danke, dass Sie gewartet haben. Wurschtigkeit, da waren wir. Wem alles wurscht ist, der darf seinen Text auch fürs Fernsehen unterbrechen. Wem alles wurscht ist, der darf auch äh sagen, äh, schreiben. Ein Äh im ersten Satz, das finde ich genial, das traut sich sonst keiner. Dass sich im ersten Satz dennoch der Grundkonflikt des Textes spiegelt, alle Achtung, das deutet weniger auf Wurschtigkeit, ja fast schon auf Raffinesse hin. Aber ich kann Sie beruhigen: Im Laufe des Buches wird das Buch, von dem es handelt, zunehmend unwichtiger für die sogenannte Handlung. Das Buch wird sozusagen wurscht. Ein Happy End gibt es trotzdem, und ich kaufe mir jetzt eine neue Tastatur. Das Rrrrrr hängt. Außerdem wartet die schönste Frau der Welt mit dem Essen. Also bis gleich.