Jeder Satz ist ein Geschenk

„Jeder Tag ist ein Geschenk, er ist nur scheiße verpackt.“

Kid Kopphausen: „Das Leichteste der Welt“ (1:36), auf: I (2012).

Wenn die Sätze nicht so schön wären, die einem beim Hören dieser Platte um die Ohren wehen, es wäre einfach nur zum Heulen. Da tun sich zwei Musiker und Sänger zusammen, auf die Hamburg, ach was Norddeutschland, ach was Deutschland, ach was weiß ich, wer sonst noch, stolz sein sollte; da vereinen sich der auf Melancholie-Wolke sieben schwebende Songwriter Gisbert zu Knyphausen und der Maler und ehemalige Fink-Poet Nils Koppruch, um uns als Kid Kopphausen „Blumen vom Arsch der Hölle“ mitzubringen, wie sie dichten; und was passiert, als man sich unsterblich verknallt hat in dieses schwelgerisch-schöne Folk-Pop-Album „I“? Nils Koppruch stirbt im Alter von 46 Jahren.

Zwei Monate ist das nun her, und natürlich hört man die Songs seitdem – es mag inzwischen der vierundvierzigste Durchlauf sein – mit gemischten Gefühlen. „Das Leichteste der Welt“? Welch Ironie! Dennoch soll hier eine bitter-fröhliche Zeile gewürdigt und ins Museum der schönen Sätze aufgenommen werden, die die Hoffnung im Schmerz zum Ausdruck bringt: „Jeder Tag ist ein Geschenk, er ist nur scheiße verpackt, und man fummelt am Geschenkpapier rum und kriegt es nur mühsam wieder ab.“ Also los, Freunde, zerfetzt das Papier und pflückt den Tag! Denn die Zeit ist ein Halunke.

PS: Never mind the darkness, Nils, you will be saved by Rock’n’Roll!

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