Peng! Hip-Hop lebt!

„Natur ist nichts weiter als Bewusstsein, das wächst, es sind wir, die wir werden im unendlichen Jetzt.“

Shaban & Käptn Peng: „Von Form zu Form“ (2:44), auf: Die Zähmung der Hydra (2012).

Peng! Da platzt dir die Hutschnur! Wer sich die Debütplatte des Brüderduos Shaban & Käptn Peng reinzieht, dem zerfetzt es mit hoher Wahrscheinlichkeit die Bewusstseinsblase (vorausgesetzt, er vertieft sich in die Textflut und hört das Meisterwerk nicht nur nebenbei). Und er stellt sich Fragen. Erstens: Wer sind diese Burschen, die sprechsingender Weise Plattitüden platt machen und aus der gereimten Sprache alles, aber auch wirklich alles herausholen möchten? Zweitens: Ist das noch phantastische Poesie oder schon WahnsinnPhilosophie? Und drittens: Ist deutschsprachiger Hip-Hop doch noch nicht durch?

Shaban & Käptn Peng sind schauspielernde Schauspielersöhne. Sie heißen Johannes und Robert Gwisdek und sind die Kinder von Michael Gwisdek und Corinna Harfouch. Es ist davon auszugehen, dass die Berliner ihr Talent für Theatralik, Rhythmik und Sprachgewandtheit buchstäblich in die Wiege gelegt bekommen haben. Aber dass sie derart auftrumpfen, wenn sie zu Beat-Computer und Mikrofon greifen, ist keineswegs selbstverständlich. Zeilen wie „Ich bin nicht verrückt geworden, ich hab mich selbst verrückt“ oder: „Bitte nehmen Sie eine Identität an, Anonymität ist die Maske von Tätern“ sind Beispiele ihrer kreativen Wort- und Denkkunst, die sich – wo gibt’s im Pop denn so was? -, erst beim mehrmaligen Hören erschließt. Das findet man höchstens noch bei Thomas Ds Reflektor Falke. Und deshalb: Ja wie jawoll! Wenn Hip-Hop auch so sein kein, dann hat er durchaus eine Zukunft. Eine mit schönen Sätzen statt mit Battle-Reimen.

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