Melancholie zu Knyphausen

„Fick dich ins Knie, Melancholie, du kriegst mich nie klein.“

Gisbert zu Knyphausen: „Melancholie“ (2:58), auf: Hurra! Hurra! So nicht. (2010).

Sagt der, dessen stärkste Muse Melancholie heißt. Aber so ist er, der Herr von und zu: Bloß nicht zu einfach denken. Simpel sind Männer, simpel ist Fußball, nicht aber das Leben. Das hat der Wahlberliner aus dem hessischen Rheingau längst erkannt. Und pflegt sein Faible für die komplizierte Welt. Für den Müll des Lebens und die Schmerzen im Herzen. Er vertont die Hasslieben des Lebens.

Hin und wieder liest man in diesem Zusammenhang von Bezügen zu Element of Crime. Das ist natürlich Quatsch, und fast ist man geneigt, den Vorschlaghammer rauszuholen. Denn wenn Sven Regener vom Leben gezeichnet ist, ist Gisbert zu Knyphausen vom Leben skizziert. Mit Verlaub, aber der Mann, Jahrgang 1979, ist zu jung für Gräben im Gesicht und Furchen in der Seele. Gleichwohl verbindet die beiden Geschichtenschnodderer die Magie der Poesie. Und wenn man schon nach Orientierung sucht: Im schönen neuen Feld der jungen deutschen Songwriter ist Gisbert Wilhelm Enno Freiherr zu Innhausen und Knyphausen wohl am ehesten zwischen Philipp Poisel, Axel Bosse, Nobelpenner und Niels Frevert zu verorten. Irgendwo und doch weit vorn. Was soll noch kommen? Herr Knyphausen bitte:

„Und so wie es war, soll’s nie wieder sein, so wie es ist, darf’s nicht bleiben, und wie es dann wird, kann vielleicht nur der bucklige Winter entscheiden.“ (1:55).

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